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Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag auf meinem Blog!

Heute geht es um große Gefühle… Es ist ein Thema, das mich schon lange umtreibt und das es jetzt verdienterweise einen eigenen Beitrag erhält. Wie fühlt sich das für mich an? Ich bin stolz darauf und ein bisschen erleichtert, weil ich es endlich geschafft habe.

Es ist wohl sinnvoll, zunächst einmal zu schreiben, wie ich auf dieses Thema komme und warum es mir so wichtig erscheint.

Ich habe zwei sehr aufgeweckte Jungs, die offensichtlich intensiv fühlen und emotional stark reagieren. Zu meinem großen Sternentänzer würden einige einschlägige Ratgeber wohl sagen, er sei „hochsensibel“ oder „gefühlsstark“. Das wären die eher positiven Umschreibungen. Im Klartext heißt das, dass er  Gefühle intensiv (vielleicht sogar stärker als die meisten Menschen in seiner Umgebung) wahrnimmt, positive wie negative. Oft fällt es ihm schwer, damit umzugehen und zum Beispiel einen Ausweg zu finden, wenn er traurig oder wütend ist. Beide finden andererseits unheimlich schnell Anschluss, wenn sie im Urlaub fremde Kinder kennenlernen, sie sind also äußerst aufgeschlossen. 

Die lange Zeit im Homeschooling hat dazu geführt, dass die sozialen Kontakte der Jungs stark reduziert waren. Das hat sich ganz deutlich an der riesengroßen Freude gezeigt, mit der die beiden Sternentänzer im Urlaub mit ihren neuen „Freunden“ gespielt und getobt haben. Es ist allerdings auch zu merken, dass die sozialen Kompetenzen etwas gelitten haben. Die Frustrationstoleranz ist niedrig, manchmal habe ich das Gefühl, da gehört ein Pulverfass zur Familie, das jederzeit in die Luft gehen kann.

Das führt hin und wieder zu Spannungen in der Familie, aber auch teilweise im Freundeskreis meines großen Sternentänzers. Mir tut das sehr leid zu sehen, zumal er so ein großes Herz hat und im Grunde so ein lieber Kerl ist (das sagen sicher alle Mütter von ihren Söhnen, aber es stimmt tatsächlich!).

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, die letzte Ferienwoche ganz ins Zeichen von „Emotionen und Gefühlen“ zu stellen mit dem Ziel, dass meine Sternentänzer stärker auf ihre Gefühle achten, diese klar zuordnen können (auch bei anderen), und ihnen Strategien an die Hand zu geben, wie sie ihre negativen Gefühle ohne Drama in den Griff bekommen. Das klingt jetzt ziemlich theoretisch, ich habe aber sehr viele spielerische Elemente eingebaut und versucht, das Thema nicht belehrend, sondern spannend rüber zu bringen. Jeden Tag haben wir uns ein paar Aktivitäten rausgesucht, wie es gerade gepasst hat. Die schönsten möchte ich euch hier gerne vorstellen:

  1. Einstieg mit einer Geschichte

Wir haben ganz einfach begonnen. Ich habe im Netz eine ganze Unterrichtseinheit zum Thema Gefühle gefunden, hier waren einige tolle Ideen dabei, die man gut zuhause umsetzen kann. Die Materialien kann man sich hier kostenfrei downloaden. Dabei ist unter anderem die Geschichte von Florina und Flo, die auf ihrem Schulweg an einer Wiese vorübergehen. Während Florina sich so schön wie eine Blume fühlt, beschreibt Flo seine Stimmung als „schwer wie ein Stein“.

Ich habe meinen beiden Sternentänzern die Geschichte vorgelesen und sie anschließend gebeten, sich zu entscheiden, wie sie sich gerade fühlen. Hierzu durften sie sich eine Blume oder einen Stein aussuchen. Wir haben uns alle für die Blumen entschieden, welch ein Glück! 🙂

Dann haben wir eine Weile darüber gesprochen, dass es positive und negative Gefühle gibt, und welche die beiden Sternentänzer überhaupt kennen, wann sie diese schon einmal erlebt haben und so weiter. Das war ein schöner Einstieg ins Thema!

2. Gefühls-Memory

Material: 

  • eine Muffin-Form
  • Material zum Füllen, z.B. Getreide, Reis, Linsen o.ä.
  • Kreise in der Größe der Förmchen aus Papier, die ihr mit Emotionen verseht, ich habe hierfür Emoji-Sticker verwendet, ihr könnt aber auch stempeln oder selbst verschiedene Gefühle aufmalen, wichtig ist, dass jedes Gefühl zweimal vorkommt

Vorbereitung:

Die Papierkreise mit den Emotionen in die Förmchen legen, Getreide darüber geben, bis der Boden gut bedeckt ist.

Durchführung: 

Im Uhrzeigersinn wird wie beim Memory nach gleichen Emotionen gesucht, nur dass hier nicht Kärtchen umgedreht werden, sondern mit den Fingern in den Förmchen gesucht wird. Dabei wird berichtet, um welche Emotion es sich handelt. Das Spiel hat meinen Sternentänzern großen Spaß gemacht, weil hier noch mehr Sinne angesprochen werden als beim „normalen“ Memory.

3. Schwungübungen und Labyrinth

Für Zwischendurch gab es kleine, feine Übungen. Das Netz ist voll davon, wenn ihr zum Beispiel „Emotionen Malvorlage“ als Suchbegriff eingebt. Hier könnt ihr euch die für euch am besten passenden Vorlagen herunterladen. Ich habe mich für Schwungübungen mit verschiedenen Emojis entschieden und für ein Labyrinth, bei dem man den lachenden Smileys folgen muss, um ans Ziel zu gelangen. Da meine beiden Sternentänzer Labyrinthe lieben, waren sie bei dieser Übung ganz in ihrem Element!

4. Spiel „Wie fühle ich mich heute?“

Mit Hilfe von Stempeln habe ich eine kleine Liste verschiedener Gesichtsausdrücke vorbereitet, und dann ein Schüsselchen mit vielen kleinen Kärtchen hingestellt, auf denen die Gesichtsausdrücke wiederzufinden waren. 

Dazu gab es einen Spiegel. Die Kärtchen wurden verdeckt in das Schälchen gelegt. Wer dran war, konnte eines ziehen und hatte dann die Aufgabe, den Gesichtsausdruck nachzuahmen (eventuell mit Hilfe des Spiegels um zu prüfen, ob es funktioniert). Die anderen Mitspieler konnten dann raten, um welchen Gesichtsausdruck es sich handelt. 

Dieses Spiel hat uns allen viel Spaß gemacht, es war schnell vorbereitet und trainiert, Emotionen bei anderen Menschen zu erkennen und einzuordnen.

5. Pop-Up-Buch „Das Farbenmonster„* von Anna LLenas

(*Werbung, unbezahlt)

Das ist eindeutig das schönste und am liebevollsten aufbereitete Pop-up-Buch, das ich kenne. Es geht um ein buntes Monster. Jede Farbe steht für ein bestimmtes Gefühl und diese müssen geordnet werden, damit es dem Monster wieder besser geht.

Wir waren alle hin und weg vor Begeisterung!

Es eignet sich als Vorlesegeschichte zum Einschlafen, Leseübung für den Fast-Zweitklässler und Gesprächsanlass.

6. Gesichter gestalten

Das gute alte „Hammerspiel“ steht bei uns immer wieder hoch im Kurs. Kennt ihr das? Da werden mit Hammer und Nägeln Formen in eine Kork-Unterlage gehämmert. Ich habe das Spiel für unser Emotionen-Projekt etwas abgewandelt und verschiedene Gesichtsteile ausgedruckt und ausgeschnitten, mit denen man Emotionen darstellen kann. Die kostenfreie Download-Vorlage findet ihr auf dem IKEA-Blog Limmaland

Meine beiden Sternentänzer fanden das eine sehr entspannende Beschäftigung und waren ganz versunken dabei…

7. Emotionen beschreiben/ zuordnen

Heute morgen gab es hier eine Situation, die sich hoch geschaukelt hatte. Am Ende waren wir alle wütend und ein bisschen verzweifelt. Ich beschloss, die Krise als Chance zu nutzen und etwas Sinnvolles damit zu veranstalten, das sich in unser Emotionsprojekt einfügt. Da fielen mir die Bilder ein, die noch im Schrank lagen. Ich hatte sie vor einigen Jahren auf meinem Lieblings-Montessori-Blog „Eltern vom Mars“ entdeckt. Dort gab es damals die Karten als kostenlosen Download, mittlerweile sind sie dort aber nicht mehr zu finden. Trotzdem möchte ich euch meine Quelle nicht vorenthalten und habe euch den Blog verlinkt.

Ich habe also die Karten mit den Kinderfotos auf dem Boden verteilt, meine wütenden Sternentänzer geholt und sie gebeten, sich das Foto auszusuchen, das am ehesten beschreibt, wie sich gerade fühlen.

Das Ergebnis war zunächst wenig überraschend, aber dann überraschte ich die beiden Sternentänzer doch, indem ich sie fragte, warum sie sich gerade für dieses eine Bild entschieden haben und warum sie so wütend sind, woran sie das merken usw. Jetzt war ich wiederum sehr fasziniert vom Ergebnis, denn fast sofort entspannte sich die Situation, es fühlte sich nicht mehr so angespannt an, die Kinder beruhigten sich. Es tat ihnen offensichtlich gut, sich den Ballast von der Seele zu reden und gehört zu werden. Das ist ja eigentlich keine neue Erkenntnis, nur dass es so schnell so stark zu spüren war, hat mich echt umgehauen. 

8. Gefühle zeichnen

In der Beratung von Erwachsenen gibt es den Begriff „somatische Marker“. Es geht unter anderem darum, zu erkennen, was man selbst fühlt, wo im Körper und wie genau es sich anfühlt (Farbe, Form, Größe, Lage…). Für die meisten Erwachsenen ist dies eine schwierige Aufgabe, weil wir es einfach nicht gewohnt sind, intensiv auf unseren Körper zu hören. Immer wieder liest man, dass Kinder das viel besser und intuitiv können. Das wollte ich doch mal sehen! Ich bereitete also mehrere Bögen Papier vor, auf denen je ein trauriges und ein fröhliches Männchen abgebildet war (ähnlich wie der Umriss eines Lebkuchenmännchens – im Fachjargon heißt es Somatogramm). Dann habe ich die Kinder gebeten, kurz in sich hinein zu horchen und zu überlegen, wie sie sich gefühlt haben, als sie so doll wütend und traurig waren. Dieses Gefühl sollten sie dann in das Männchen einzeichnen. Was soll ich sagen: Sie waren beide großartig!

Mein großer Sternentänzer beschreibt, dass er seine Wut im ganzen Körper fühlen kann, sie ist rot und brennt, sein Kopf ist riesengroß und schwere Gewichte liegen auf seinen Schultern. Er fühlt sich ein wenig wie ein Teufel.

Mein kleiner Sternentänzer zeichnete ein paar Linien, dann nahm er das Blatt, machte mit den Fingern ein Loch mitten in das Männchen und zerknüllte es. Als ich ihn fragte, antwortete er: „Wenn ich wütend bin, fühle ich mich zerrissen und zerknüllt!“. 

Ich finde das ziemlich genial und auf den Punkt, bei diesem Satz ist mir so das Herz aufgegangen für meinen kleinen, schlauen Vierjährigen!

9. Strategien zum Luft ablassen

Keine Frage, wenn man wütend ist, muss man irgendwo hin mit seiner Wut, denn in sich rein fressen kann gefährlich werden. Aus diesem Grund habe ich meine beiden Sternentänzer mit einem kleinen Punching-Ball fürs Kinderzimmer und Wut-Bällen zum zusammen knautschen überrascht!

Beides wurde ausgiebig getestet und für gut befunden. 🙂

10. Noch einmal die Emotionskarten

Ich hatte es oben bereits angedeutet: Die Karten mit den Fotos habe ich schon länger und ich habe vor etwa 3 Jahren schon einmal damit gearbeitet.

Damals hatte ich die Bilder auf dem Boden ausgelegt und meinen großen Sternentänzer gefragt: Welche Gefühle kennst du? Wann hast du dich schon einmal so gefühlt? Die Gefühle wurden dann auf eine Wäscheleine gehängt und nach Ähnlichkeiten sortiert.

Das war´s! 

Ich freue mich, wenn euch mein Beitrag gefallen hat und ihr vielleicht sogar Lust habt, etwas davon auszuprobieren! Für uns war es eine aufregende Woche mit vielen neuen Perspektiven. 

Bis zum nächsten Mal, bleibt neugierig!

Franzi

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4 Gedanken zu „Wie fühlst du dich heute? Emotionen lernen und verstehen“

    • Hallo HUGU, ja, das erstaunt mich selbst auch immer wieder. Wahrscheinlich hängt es ein bisschen davon ab, wie in der Familie Gefühle thematisiert werden. Bei uns wird viel darüber gesprochen und noch mehr gekuschelt, dann ist es vielleicht einfacher…? Grüße und danke für dein Feedback!

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