„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ (Friedrich Nietzsche)
Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag auf meinem Blog!
Heute möchte ich euch einige Dinge zeigen, die ich in den letzten Wochen mit meinem großen Sternentänzer gemacht habe. Sie fallen alle mehr oder weniger in die Kategorie „Übungen des täglichen Lebens“ nach dem Konzept von Maria Montessori.
In meinem Beitrag zum Kirschen entsteinen habe ich beschrieben, was Übungen des täglichen Lebens sind. Es geht darum, den Kindern ein Stück Selbstständigkeit zu schenken, sie an der Welt der Erwachsenen teilhaben zu lassen.
Heute zeige ich euch vier weitere Möglichkeiten, wie das gelingen kann.
1. Holz schleifen
Die Vorbereitung war schnell erledigt. Eine Baumscheibe, unbehandelt, und drei verschiedene Sorten Schleifpapier wurden bereit gestellt.
Zunächst habe ich meinem großen Sternentänzer erklärt, was Schleifpapier ist und dass es unterschiedlich grob sein kann, je nachdem, was man damit machen möchte. Er durfte alle drei Sorten in die Hand nehmen und die unterschiedliche Oberfläche befühlen.
Mit dem gröbsten Papier ging es dann los:
So arbeitete sich der große Sternentänzer kontinuierlich von grob zu fein und konnte beobachten und fühlen, wie die Oberfläche der Baumscheibe immer weicher und glatter wurde.
Schön geworden, oder?
Der kleine Sternentänzer war selbstverständlich auch mit von der Partie!
Am Ende erzählte ich den Sternentänzern, dass man anhand der Jahresringe feststellen kann, wie alt der Baum war, dessen Scheibe man da gerade geschliffen hat.
Hierzu markierte ich die einzelnen Ringe mit einem Stift, dann wurde gezählt:
Auf welches Ergebnis sind wir wohl gekommen?
2. Den Nagel auf den Kopf getroffen
Ihr merkt es schon, natürliche Materialien sind mir am liebsten, insbesondere Holz hat es mir angetan.
An einem regnerischen Nachmittag wussten wir nicht recht etwas mit uns anzufangen, da bin ich auf folgende Idee gekommen: Für beide Sternentänzer habe ich Holz, einen Hammer und Nägel bereit gestellt, zum Schluss kamen noch Ringe aus Metall hinzu.
Zunächst sollten die beiden Sternentänzer beliebig Nägel in das Holz schlagen:
Sie waren beide sehr geschickt, ich staune immer wieder über den kleinen Sternentänzer, der seinem Bruder einfach alles nachmacht, und meistens klappt es sogar!
Der kleine Sternentänzer hatte auch zuerst die Idee, dass die Ringe noch irgendwie zum Einsatz kommen müssten, ansonsten hätte ich sie wohl kaum hingestellt. Also begann er schon einmal von ganz alleine, die Ringe auf die eingeschlagenen Nägel zu legen, während der große Sternentänzer noch ganz fleißig am Hämmern war.
Nachdem der große Sternentänzer sein Werk beendet hatte, zeigte ich ihm meine Spielidee: Aus ein wenig Entfernung sollte er versuchen, die Ringe auf die Nägel zu werfen (also eine Variation des klassischen Ringwurf- Spiels für draußen).
3. Mit Feder und Tinte schreiben
Neulich hat der große Sternentänzer einen Trickfilm gesehen, in dem jemand mit einer Feder und Tinte geschrieben hat. Er wollte mir partout nicht glauben, dass das früher einmal tatsächlich so gemacht wurde und zweifelte stark an, dass es überhaupt funktionieren könnte. Als wir kurz darauf bei einem Spaziergang mehrere große, schöne Federn fanden, war klar, was damit passieren würde…
Auf einem Tablett richtete ich für den großen Sternentänzer die (vorher angespitzten) Federn mit einem kleinen Tintenfässchen und etwas Deko her. Das Gläschen ist das Unterteil eines Pipettengläschens, was zufällig genau die richtige Größe für mein Vorhaben hatte. Ich habe noch viele Tintenpatronen, von denen ich etliche für diese Übung opferte. Die Tinte aus den alten Patronen habe ich in das Gläschen gedrückt. Das Gute daran, ein Pipettengläschen zu benutzen, ist die Möglichkeit, es vor und nach der Übung zu verschließen. Ich hatte etwas Angst um unsere Wohnungseinrichung, wenn ich den großen Sternentänzer mit Tinte hantieren lasse, aber er war sehr umsichtig und hat nicht gekleckert.
Neben den Federn und der Tinte habe ich mehrere Blätter Papier vorbereitet (es sieht schön alt aus, ich hatte es für die Piraten-Geburtstagsparty besorgt, bei der wir auf dieses Papier die Schatzkarte gemalt hatten.
Einige der Papierbögen habe ich leer gelassen, andere bereits mit Formen, Buchstaben oder ähnlichem versehen. So konnte mein großer Sternentänzer selbst entscheiden , ob er frei „schreiben“ oder nach Vorgabe zeichnen möchte:
Die Feder in die Hand, rein in die Tinte und los!
Er hat mir schließlich geglaubt, dass die Menschen früher so geschrieben haben. 🙂
Bei dieser Übung hat der Sternentänzer etwas über Geschichte gelernt, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Federn entdeckt und ganz nebenbei seine Feinmotorik und Stifthaltung verbessert, was ihn gut auf die Schule vorbereitet.
Ein Erfolg auf allen Ebenen, würde ich sagen, denn er hatte großen Spaß dabei!
4. Wir bauen seine Geburtstagsgeschenke zusammen
Der große Sternentänzer hat von uns Eltern eine Stufe geschenkt bekommen, damit er sich endlich seine Sachen selbst aus dem Schrank holen kann, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben. Bislang hatte er dazu Klimmzüge an den Regalbrettern gemacht und ich hatte jedes Mal Angst, alles könnte einmal über ihm zusammen brechen. Ich konnte ihn aber auch nicht davon abhalten, denn er möchte sich seine Sachen gerne selbst aussuchen, zu Recht.
Also hat er, wie gesagt, eine Stufe von uns bekommen. Es war schön für ihn, beim Aufbau viel helfen zu können, und um das Ganze für ihn möglichst attraktiv zu gestalten, habe ich vorab die Verpackung entfernt und alles übersichtlich angeordnet.
Zu Beginn wurde die Anleitung ganz genau studiert (der Papa war ja nicht dabei, der hätte natürlich keine Anleitung benötigt… )
Dann wurden die Schrauben ausgepackt…
… Und der Zusammenbau konnte beginnen!
Mit meiner Hilfe wurde geschraubt,
und gesteckt
Der kleine Sternentänzer durfte auch mithelfen:
Wir haben gearbeitet, bis alle Schrauben und Dübel verbaut waren.
Test, und: Fertig! Funktioniert sogar 🙂
Durch solche Übungen lernen meine beiden Sternentänzer, dass das, was sie mit ihren Händen machen, nützlich sein kann und Sinn ergibt. Es macht sie stolz und selbstbewusst.
Ich habe hin und her überlegt, ob ich diese letzte Übung überhaupt hier im Blog präsentieren soll, weil sicher viele von euch schon einmal gemeinsam mit den Kindern Möbel aufgebaut haben. Ich denke aber, gerade solche kleinen Dinge sind es, über die es sich lohnt einmal nachzudenken (was macht es mit meinen Kindern?). Es ist auch nochmal etwas anderes, den Zusammenbau ganz gezielt für die Kinder vorzubereiten und es entsprechend zu präsentieren, als wenn die Kinder „zufällig“ sehen, wie die Eltern Möbel zusammen bauen und helfen wollen (und dann vielleicht gar nicht dürfen, weil sie eventuell etwas kaputt machen könnten). Auf die oben beschriebene Weise erleben die Kinder zusätzliche Wertschätzung.
Mein Appell an alle Eltern lautet deshalb: Bezieht eure Kinder ganz bewusst so oft wie möglich mit ein in das, was ihr tut! Ob saugen, wischen, kochen oder eben Möbel zusammen bauen, es ist wichtig, dass sie erleben, etwas Sinnvolles zu machen, einen Wert für die Familie zu haben.
Meistens dauert es zwar etwas länger, als wenn ihr es selbst macht, aber es lohnt sich auf jeden Fall!
Wie ist das bei euch? Ab wann und wie habt ihr begonnen, die Kinder bei euren Aufgaben mit einzubeziehen? Was hat gut und was vielleicht überhaupt nicht geklappt? Ich freue mich auf euer Feedback!
Ich hoffe, mein Beitrag hat euch gefallen und ich konnte euch mal wieder inspirieren, Beschäftigungen für eure Kinder auszuprobieren, die ohne „klassisches“ Spielzeug funktionieren.
Bis zur nächsten Woche,
Franzi
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.